„Le souffle de poète“ entstand im Jahr 2020 spontan, dem Umstand geschuldet, dass das Kunstzentrum Bosener Mühle kurzfristig eine Lücke in der Jahresplanung zu überbrücken hatte und diese mit Kunstschaffenden des Vereins zu schließen wusste.
Ein Rückblick in eigener Sache gestatte ich mir eher selten. In der Konversion bildende Kunst und Literatur hatte ich in der Vergangenheit schon einige Projekte realisieren können. Und bei genauerem Hinschauen findet man in einigen auch den Namen des Dichter Charles Baudelaire in den mittleren neunzehnhundertachtziger Jahren. So ist das aktuelle Projekt eine Wiederbegegnung – man kennt sich. Doch vorausschickend darf ich sagen, dieses Projekt steht nicht im Schatten einer Wiederholung.
Welche magnetische Kraft führt eine Entscheidung zu diesem oder jenem? Welcher Text besitzt genügend Essenz zur Inspiration? Wann ergab sich der Moment der das Projekt nach dem Anstoßen weiter schaukeln ließ? Das lässt sich selbst jetzt in der Nachbetrachtung gar nicht so einfach bestimmen. Obwohl doch in diesem Fall, mit den starken Bildern eines morbiden Sujets, wie dem „Charogne“ eigentlich die Erinnerungen an diesen Moment sich präziser hätten halten müssen.
Charles Baudelaire hat in diesem Gedicht seine Betrachtungen über das Leben, dessen Ende und die Wirkmächtigkeit der Liebe in den stumpfen Farben von Verwesung und Zerfall thematisiert. Die imaginäre Begleiterin an seiner Seite wird bei der Begegnung mit dem „charogne infâme“ von ihm in eine gedanklichen Gegenwart transportiert, bei der er sie dort bei ihrem Vergehen betrachtet. Dabei stimmt der Dichter grausige Bilder entwerfend, eine Klage an, über die Zerstörung der Schönheit – des Lebendigen. Was ist die Liebe wert, wenn sie stark ist und selbst den Tod überdauern vermag? Wenn trotz des Nichtmehrseins der Geliebten, diese weiter mit aller Intensität in der Erinnerungsspur des Zurückbleibenden präsent ist. Muss er nicht unsterblich werden, damit das Band dieser Erinnerung beide weiter im Lebendigen hält? Der Autor entwirft kein Rezept, kennt keine Medizin die die Illusion von im Jenseits angelegten Happy-Ends nähren könnte.
Doch die Kunst hat eigene Gesetzte und so ist der real gewordene Ruhm des französischen Poeten ein Aspekt ihn und seine uns unbekannte Begleiterin, trotz auch seines nicht mehr Seins, zumindest für eine kleine Ewigkeit in der erinnernden Welt der Literatur und Geschichte zu halten.
Ich bin heute schon fünfzehn Jahre älter als Baudelaire, der mit 46 Jahren in Paris starb. Dieser Umstand filtert und formt Themen und Betrachtungsweisen. Die Unsterblichkeit des jungen Mannes ist der inneren Gewissheit von Endlichkeit gewichen. Dies ist kein Lamento, sondern eine Fortführung des eigenen Themenkanons unter den dynamischen Einflüssen von Erfahrung und immer nochmal begehrender Neugierde. Allein die Werkzeuge haben sich gewandelt. Verstärkt hat sich in den letzten Jahren das fixieren einer Lichtspur in meinen Arbeiten durchgesetzt. Die Farben aus dem Malkasten generieren sich inzwischen stärker aus dem Konkreten, tatsächlichen Begegnungen und bilden die Bausteine für Neues, Unerwartetes, Überraschendes.
So wird gesammelt, weil das
Gefundene vielleicht bedeutend werden könnte. Aufgehoben und
gelagert gelangen die Dinge des Lebens und der scheinbar toten
Materie nebeneinander. Und manchmal transformiert ein Gegenstand
tatsächlich erst nach vielen Jahren zu einem Bildelement.
Die
Arrangements dieses Projekts besitzen den oben beschrieben
Hintergrund. Sie haben im Entstehungsprozess Assoziationen zu den
baudelaireschen Textpassagen aufgenommen und sich - das ist mir
wichtig - verselbstständigt. Denn es geht mir nicht darum dem
Gedicht eine wie auch immer geartete Illustration hinzuzufügen.
Die Authentizität des Textes, der Klang der Sprache ist mir wichtig. Der Erhalt des Originals ist mir wichtig, selbst wenn ich – wenig von der französischen Sprache verstehend – mich dem mir Unbekannten, über eine (oder mehrere) Übersetzungen annähern muss. Die im Projekt erforderlichen deutschen Titelfindungen wurden dort mithilfe eines Programms ins Französische übersetzt, wo die eigenen Kenntnisse nicht weiter halfen. Die Transkription der Duftnamen für die Installation ist einerseits eine Verbeugung vor dem Dichter und andererseits Grundlage für ein kreatives Spiel, das vom Prinzip her, so schon in den Findungstechniken der Surrealisten Anwendung fand. Die Plastikgefäße und die auf ihnen etikettierten Beschriftungen, besitzen keine vorgegebene Ordnung. So ergeben die Titel in einer erneuten Durchmischung immer wieder neue Textvarianten und Sinnzusammenhänge.
Der Betrachter sieht sich in diesem Projekt einer Sammlung von Materialien und Verfahrensweisen gegenüber. Dem gegenüber steht die Übung des Künstlers, also meine, in dieser ihrer Zusammenstellung Sinn zu erzeugen. Letzterer kann natürlich nicht in das Korsett einer Formel gebunden werden und wird sich deshalb, trotz der eindeutig identifizierbaren Sujets, in den Erfahrungswelten des Betrachters, zu dessen eigenen (Sinn-) Bildern umformatieren.

Parfum de cuir - Souffle des derniers mots - L'air de l'homme noyé - Parfum dans le cou - Parfum de vêtements - Odeur métallique - Odeur d'un restaurant - Odeur de vieux papiers - L'air des montagnes de Jade - Odeur de pourriture - L'odeur des cheveux (rouge) - Souffle du 8 décembre 1959 - Air parisien - Parfum de forêt d'eucalyptus - Air des deux côtés d'une frontière - La plus grande odeur de brûlé - Peur exhalée - Odeur de 4287 personnes - Air empoisonné - Air mélangé en s'embrassant - Respiré sous la lune - L'air du matin - Odeur de crayon - Odeur d'un vieux tableau - L'odeur d'une main - Parfum de la mer - Odeur de fourrure - Parfum dans un tiroir - Parfum de pluie - Parfum de peau - Parfum de vin rouge - Parfum de noir - Odeur d'encre - Odeur de peur - Odeur d'eau - Odeur de papier peint - Parfum de l'oreiller - Parfum de la chambre - Parfum d'une corde - L'odeur du caoutchouc - L'odeur d'une nuit froid - L'odeur du foin - L'odeur au-dessus de l'eau - L'odeur d'une ville cachée - L'odeur des nuages qui tombent - L'odeur de la lavande brûlante - L'odeur d'une grande fatigue - L'odeur de l'haleine chaude - L'odeur d'un berceau - Le parfum de la mousse d'Islande - L'odeur du guerrier - Le parfum du bonheur - L'odeur de la guerre - Le parfum des applaudissements - Parfum de cire - L'odeur d'un sein - Le parfum des senteurs - L'odeur de la foudre - L'odeur d'un pansement - L'odeur du trèfle - L'odeur de l'herbe verte - Le parfum de l'automne - L'odeur du printemps - L'odeur d'un long rêve - L'odeur d'une nuit éveillée - L'odeur du mauvais amour - L'odeur de la rue - L'odeur sous une pierre - L'odeur de l'opium - Le parfum pétales de rose - Le parfum des fleurs d'iris - L'odeur du sol de cimetière - Odeur de nourriture dans un couloir - L'odeur d'une heure rapide - L'odeur d'un moment calme - L'odeur de douze tourments - Le parfum de la fierté - Le parfum de l'amitié - L'odeur de la cruauté - L'odeur des damnés - L'odeur de malheur - L'odeur des cheveux brûlés - L'odeur d'un champ dans le vent - L'odeur d'un feu de bois - L'odeur derrière le rideau - L'odeur d'un théâtre - L'odeur du péché - L'odeur de l'assassin - Le parfum de la couleur bleue - Le parfum au plus profond du monde -Le parfum de la moitié - L'odeur du silencieux - L'odeur de la peinture à l'huile - L'odeur d'un jardin après le coucher du soleil - L'odeur du jaune - Le parfum à la fin -





Une Charogne
Rappelez-vous l'objet que nous vîmes, mon âme,
Ce beau matin d'été si doux:
Au détour d'un sentier une charogne infâme
Sur un lit semé de cailloux,
Les jambes en l'air, comme une femme lubrique,
Brûlante et suant les poisons,
Ouvrait d'une façon nonchalante et cynique
Son ventre plein d'exhalaisons.
Le soleil rayonnait sur cette pourriture,
Comme afin de la cuire à point,
Et de rendre au centuple à la grande Nature
Tout ce qu'ensemble elle avait joint;
Et le ciel regardait la carcasse superbe
Comme une fleur s'épanouir.
La puanteur était si forte, que sur l'herbe
Vous crûtes vous évanouir.
Les mouches bourdonnaient sur ce ventre putride,
D'où sortaient de noirs bataillons
De larves, qui coulaient comme un épais liquide
Le long de ces vivants haillons.
Tout cela descendait, montait comme une vague
Ou s'élançait en pétillant;
On eût dit que le corps, enflé d'un souffle vague,
Vivait en se multipliant.
Et ce monde rendait une étrange musique,
Comme l'eau courante et le vent,
Ou le grain qu'un vanneur d'un mouvement rythmique
Agite et tourne dans son van.
Les formes s'effaçaient et n'étaient plus qu'un rêve,
Une ébauche lente à venir
Sur la toile oubliée, et que l'artiste achève
Seulement par le souvenir.
Derrière les rochers une chienne inquiète
Nous regardait d'un oeil fâché,
Epiant le moment de reprendre au squelette
Le morceau qu'elle avait lâché.
Et pourtant vous serez semblable à cette ordure,
À cette horrible infection,
Etoile de mes yeux, soleil de ma nature,
Vous, mon ange et ma passion!
Oui! telle vous serez, ô la reine des grâces,
Apres les derniers sacrements,
Quand vous irez, sous l'herbe et les floraisons grasses,
Moisir parmi les ossements.
Alors, ô ma beauté! dites à la vermine
Qui vous mangera de baisers,
Que j'ai gardé la forme et l'essence divine
De mes amours décomposés!
Ein Aas
Denkst du daran, mein Lieb, was jenen Sommermorgen
Wir sahn im Sonnenschein?
Es war ein schändlich Aas, am Wegrand kaum geborgen
Auf Sand und Kieselstein.
Die Beine hochgestreckt nach Art lüsterner Frauen,
Von heissen Giften voll
Liess es ganz ohne Scham und frech den Leib uns schauen,
Dem ekler Dunst entquoll.
Die Sonne brannte so auf dies verfaulte Leben,
Als koche sie es gar
Und wolle der Natur in hundert Teilen geben,
Was sie als eins gebar.
Der Himmel blickte still auf dies Gefaule nieder,
Wie er auf Blumen schaut.
So furchtbar war der Dunst, dir schauderten die Glieder
Von Ekel wild durchgraut.
Die Fliegen hörten wir summend das Aas umstreichen
Und sahn das schwarze Heer
Der Larven dichtgedrängt den faulen Leib beschleichen,
Wie ein dickflüssig Meer.
Und alles stieg und fiel aufsprudelnd, vorwärtsquellend
Nach Meereswogen Art,
Fast schien's, als ob dem Leib, von fremdem Leben schwellend,
Tausendfach Leben ward.
Und seltsame Musik drang uns von da entgegen,
Wie Wind und Wasser singt,
Wie Korn, das in dem Sieb mit rhythmischem Bewegen
Die Hand des Landmanns schwingt.
Die Formen ausgelöscht wie Träume und Legenden,
Entwürfe stümperhaft,
Die halbverwischt die Hand des Künstlers muss vollenden
Aus der Erinnrung Kraft.
Und eine Hündin lief unruhig dort hinterm Steine,
Uns traf ihr böser Blick,
Erspähend den Moment, zu reissen vom Gebeine
Das aufgegebne Stück. –
Und doch wirst einstmals du dem grausen Schmutz hier gleichen,
Dem Kehricht ekelhaft,
Du meiner Augen Licht, du Sonne ohnegleichen,
Stern meiner Leidenschaft.
Ja, so wirst du dereinst, o Königin der Güte,
Nach letzter Ölung sein,
Wenn du verwesend liegst tief unter Gras und Blüte
Bei schimmelndem Gebein.
Dann, Schönheit, sag' dem Wurm, der dich zerfleischt mit Küssen,
Wie treu ich sie gewahrt
Die Göttlichkeit des Wesens, das zersetzt, zerrissen
Von meiner Liebe ward.
Pièces jointes
Die Anhänge zum Projekt „Le souffle
du poète“ sind im Vorfeld zu dem Gedicht "Une charogne" entstanden.













